Aktuelle Berichte


Aktuelle Berichte und Termine aus der IMO-Abeit

 

Hier finden Sie aktuelle Nachrichten und Berichte aus der Arbeit der IMO.

 

Termine:

6./7. November 2009       IMO-Mitgliederversammlung in Hamburg

7./8. Mai 2010                    IMO-Mitgliederversammlung in der Schweiz

5./6. November 2010       IMO-Mitgliederversammlung in den Niederlanden

 

 

 

IMO - Patenschafts - Partnertreffen, 18. Juli 2009 in Asunción, Paraguay


  

Teilnehmende am IMO-Patenschafts-Partnertreffen in Asunción

vorn von links: Erwin Hiebert (Direktor des Colegio Alberto Schweitzer, Asunción, Paraguay - PAS), Jumanne Margiri (Generalsekretär der Mennonitenkirche in Tanzania), Sjoukje Wethmar (IMO-Vorsitzende), Helly Dyck (Villa Hayes, Paraguay - PVH), Conny Wiebe-Franzen (IMO-Geschäftsführerin), Adelheid Penner (Paraguay), Yenny Vargas (Kinderhort Samuelito, St. Cruz, Bolivien), Kornelia Teichgräf (Vereinigung der Mennonitengemeinden von Paraguay), Levina Doerksen (SERVOME, Kinderherberge, Asunción Paraguay - PCD), Annette Boni de Wiens (Colegio Alberto Schweitzer, Sekretärin, Asunción, Paraguay - PAS)

hinten von links: Bert Duhoux (IMO, dWW), Steven Magana (Bischof der Mennoniten in Tanzania), Rainer Wiebe (IMO-Vorsitzender), Hermann Heinrichs (AMAS, Curitiba, Brasilien – BCC, BPA, BXA), Victor Wall (Vorsitzender des Colegio-Alberto-Schweitzer-Schulvereins der Mennoniten-Brüdergemeinde, Asunción Paraguay - PAS), Jacob Dyck (Villa Hayes, Paraguay - PVH), Roel Meihuizen (IMO, dWW), Benjamin Heinrichs (Evangelische Mennonitengemeinde Sommerfeld, Campo 9, Paraguay – PCN, PSC), Marianne Dyck (SERVOME, Kindertagesstätte Emauel, Asunción, Paraguay - PCD), Frau Heinrichs (Evangelische Mennonitengemeinde Sommerfeld, Paraguay), Jenny Neufeld (Evangelische Mennonitengemeinde Sommerfeld, Campo 9, Paraguay – PCN, PSC), Lenemarie Funck-Späth (IMO-Patenschaftsprogramm)


Viele Emails und Briefe werden im Patenschaftsprogramm ausgetauscht. Aber welche Gesichter verbergen sich hinter den Namen? Was ist eigentlich die IMO, fragen sich die mit den Kindern Arbeitenden. Was sind das eigentlich für Kinder, fragen sich die IMO-Mitglieder. Wir kennen uns nicht persönlich, wissen viel zu wenig voneinander.

Diese Situation führte zu der Idee, dann, wenn so viele an der Mennonitischen Weltkonferenz in Asunción teilnehmen, die dort anwesenden Vertreter der IMO und die Vertreter unserer Partnerorganisationen zu einem gemeinsamen Workshop einzuladen. Schon eine erste Vorstellung der Idee hat viel Zuspruch bei den Partnern gefunden. Und als dann auch noch Erwin Hiebert, der Direktor des Colegio Alberto Schweitzer bereit war, alle organisatorischen Fragen für uns zu lösen, konnten wir einladen zum ersten IMO-Patenschafts-Partnertreffen.

Ein großer Kreis, 22 Teilnehmende und mehrere Sprachen – deutsch, spanisch und englisch, mit freiwilligen Übersetzern alles kein Problem. Schon als sich die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorstellten wurde deutlich, wie vielfältig und wie verschiedenen die Aufgaben im Patenschaftsprogramm in den Projekten sind. Jede Situation ist anders, aber immer geht es darum, Kindern zu helfen, Kindern eine Chance für die Zukunft zu geben.

Drei Fragen standen im Mittelpunkt der gemeinsamen Arbeit und der Gespräche:
1. Welche Erfahrungen haben wir mit dem Patenschaftsprogramm gemacht?
2. Welche Erwartungen haben wir an das Patenschaftsprogramm?
3. Wie können wir unsere Zusammenarbeit verbessern?

Es war ein gegenseitiges Befragen und Informieren: Was sind das für Menschen, die das Geld spenden? Nach welchen Kriterien werden die Kinder für eine Patenschaft ausgesucht? Strukturen und Abläufe wurden erklärt. Schnell war deutlich: Auf beiden Seiten, sowohl bei den Partnern in Paraguay als auch bei den Mitarbeitenden der IMO, ist viel Einsatz erforderlich. Aber alle sind voller Freude bei der Sache, geht es doch um die Kinder.

Es war gut, sich austauschen zu können, von den eigenen Erfahrungen zu berichten, auch von Schwierigkeiten, und zu hören von den anderen, zu merken: Wir sind nicht allein, es gibt viele, die das Patenschaftsprogramm mit tragen. Diese Erfahrung gehört wohl zu den wichtigsten Ergebnissen des Workshops: wir alle zusammen arbeiten gemeinsam an diesem Programm.

Das Treffen hat viel zum gegenseitigen Verstehen beigetragen. Unsere Zusammenarbeit wird sich verbessern, weil wir mehr voneinander wissen. Und unsere Partner haben einen Wunsch geäußert: Das war das erste, aber es soll nicht das letzte Treffen zwischen all den Mitarbeitenden im Patenschaftsprogramm diesseits und jenseits des Äquators sein.

   

 

Matrix für integrierte ländliche Entwicklung



Heinrich Dyck (l.), der Initiator der COVE-Projekte, und Rainer Wiebe (r.), Vorsitzender der IMO, im Gespräch über ländliche Entwicklung

Ein Konzept für integrierte ländliche Entwicklungsprojekte in Paraguay

 

Heinrich Dyck, langjähriger Geschäftsführer von ACOMEPA, dem Zusammenschluss der mennonitischen Kooperativen, und Initiator der COVE-Projekte, und Dr. Hans Theodor Regier, langjähriger Leiter des COVESAP-Projektes, haben einen theoretischen Rahmen für integrierte ländliche Entwicklungsprojekte konzipiert. Sie haben 16 Faktoren herausgearbeitet, die notwendig erfüllt werden müssen, soll ein landwirtschaftliches Entwicklungsprojekt erfolgreich sein. Ihre Methodologie S.I.E.M., in deren Zentrum die Eigeninitiative der Betroffenen und ihre Selbstverwaltung stehen, basiert auf sechs Säulen, die je nach Situation und Bedarf schwerpunktmäßig in das Projekt eingebracht werden können:

1. Selbstverwaltung
2. (land-)wirtschaftliche Produktion
3. Vermarktung
4. Wegebau und Infrastruktur
5. Bildung und Befähigung
6. Gesundheit

 

Der vollständige Text der "Matrix für ländliche Entwicklung" steht Ihnen hier als pdf-Dokument zur Verfügung.

 

Einnahmen und Ausgaben der IMO im Jahr 2006




Einnahmen 2006



Ausgaben 2006



Ausgaben nach Ländern



Ausgaben nach Themenfeldern

Streiflichter einer IMO-Reise

Rüdiger Fellmann

 

Dienstag, 08.11. Klares Wetter beim Flug von Sao Paulo nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Die großen Felder mit dem roten Boden und die Weiden, die Estancias mit roten Ziegeldächern sind gut zu sehen, später das Sumpfgebiet und der Paraguayfluss. Wir sind da, und Axel mit seinem Bus holt uns ab. Er und seine Frau Frieda werden uns fahren und helfen …; Geldwechsel, zwei kleine Jungen wollen unsere Schuhe putzen, sie haben kleine Schuhputzkästchen. Mit der Bürste klopfen sie darauf. “Poch, poch” .Ich lasse meine Schuhe putzen, den Fuß auf dem Kästchen, alles geht ohne Worte. Nur mit Gebärden. Wenn der Fuß gewechselt werden soll, “poch poch “mit der Bürste. Blitzschnell ist alles fertig, 1000 Guaranies, ich gebe ihm 1500 = 18 Eurocent. Es waren hohe Schuhe …
Unterkunft im Mennonitenheim. Das Haus für alle Mennoniten, die in Asunción zu tun haben. Leitung und Personal aus den Kolonien, die Hausmädchen könnten aus Ostfriesland stammen - blond und blauäugig. Das Publikum ist gemischt Mennoniten aus den Kolonien und aller Welt bis zu Altkolonier fahren auf den Hof. Die Temperatur ist erträglich. Die Räume klimatisiert.
Am Nachmittag sehen wir noch den Petirossi-Markt in riesiger Ausdehnung und mit dem Angebot für alle Bedürfnisse, Fahrt durch die Stadt, unmittelbar in der Nähe des Regierungsviertels und der Universität, eine hohe Ufermauer, sie schützt die Stadt vor dem Fluss. Unten an der Mauer eine Favela, eines der Elendsviertel, die Hütten und Verschläge kleben dicht gedrängt an der Ufermauer und breiten sich gegen den Fluss hin aus. Ein Gewirr von Wegen zwischen den Hütten. Der Strom kommt von der angezapften Leitung. Zweimal im Jahr besteht die Gefahr, dass der Fluss über die Ufer tritt. Dann wird alles restlos weggeschwemmt. Danach ein neuer Anfang bis zur nächsten Flut.

Mittwoch, 9.11. Besichtigung der Einrichtungen von SERVOME (Christlicher Dienst Paraguay ) in Asunción steht auf dem Programm. Ronald Rempel, der Geschäftsführer, erwartet uns. SERVOME ist Dienst am Nächsten durch soziale Hilfe: Kinderarbeit, Betreuung von Hilflosen und Verlassenen, Gemeinschaftsentwicklung, Christlicher Dienst von Freiwilligen. Dieses Gesamtprogramm erfasst alle Bereiche menschlichen Lebens und wird auf verschiedenen Ebenen und verschiedenen Orten in höchster Qualität durchgeführt. Betreuung von Kindern vom Babyalter bis zum Abitur, sozialer Dienst in den Elendsvierteln durch Stützpunkte und vieles mehr. Alle Programme unter ständigen Betreuung von CD.

Donnerstag, 10.11. Besuch in Villa Hayes. Es ist Schulabschluss, die Ferien beginnen, der Empfang ist herzlich Bruder Jacob Dyck empfängt uns. Im Klassenzimmer sind die paraguayischen Lehrer, einige Kinder mit ihren Müttern versammelt, die Kinder haben Geschenke für die Pateneltern gebastelt und tragen Gedichte vor. Es ist bewegend, welche große Dankbarkeit die Mütter für die Hilfe zum Ausdruck bringen, die ihren Kindern den Besuch der hoch qualifizierten Schule ermöglicht (reiche Paraguayer schicken, wenn möglich, ihre Kinder gegen Bezahlung. Es gibt Wartelisten). Das Programm der Schule wird uns von dem paraguayischen Direktor erläutert. Wir besuchen die Ausstellung der Handarbeiten zum Schulabschluss und besuchen am Nachmittag in den Favelas noch drei Mütter, die Kinder in der Schule haben, wir werden sehr gern empfangen. Der Hof ist gefegt, ein gemauerter Backofen im Hof; Stühle stehen bereit. Doch wir Europäer haben keine Zeit zu verweilen. Zwei Fotos noch, die Termine drängen.

Freitag, 11.11. Das Lepra- Krankenhaus “KM 81”. Eine Anlage, ca. 1 km von der Straße entfernt auf einer Anhöhe. Weiträumig angelegt, sehr gepflegt, einstöckige Häuser. Der Wind streicht durch das Gelände und bewegt die Blumen und Sträucher. Im Schatten der Bäume lässt es sich aushalten. Die Behandlung von Lepra steht im Vordergrund, eine Schuhmacherei fertigt orthopädische Schuhe, die Kranken können stationär behandelt werden, ein großer Teil wird ambulant versorgt, kleinere Operationen werden vorgenommen; psychologische Therapie wird für die immer noch mit einem Stigma behafteten Patienten geboten. Eine Landwirtschaft zur Versorgung ist angegliedert, Freiwillige von CD arbeiten hier. Alles ist, wie bei allen Einrichtungen, sehr gut durchdacht. Überhaupt bei allem, was wir bisher und später sahen. Die soziale Verantwortung, die die Mennoniten insgesamt in Paraguay und Brasilien im Namen der Nächstenliebe übernommen haben, ist ungeheuer groß und hat unseren Respekt. Wir essen mit dem Personal des Krankenhauses in dem hellen Speisesaal. Wie immer ein reichhaltiges Büfett mit Salaten, Gemüse, Teigwaren, Kartoffeln, Maniok und Fleisch, viel Fleisch.

Samstag, 12.11. Um 5 Uhr starten wir zur 460 km langen Fahrt in den Chaco auf der Trans-Chaco-Route. Wir wollen noch an der Schulabschlussfeier in Yalve Sanga teilnehmen. Die Trans-Chaco-Route, heute bis über Fernheim hinaus asphaltiert, ist die Lebensader der Kolonien im Chaco, wurde 1962 bis zu den Kolonien fertig gestellt und führt heute bis nach Bolivien. Sie hat den wirtschaftlichen Aufschwung ermöglicht. Die Kühlkette war geschlossen. Milchprodukte und Fleisch für Stadt und Export konnten produziert werden. Der lange Weg bis an den Fluss und mit dem Schiff nach Asunción hatte ausgedient. Die Kolonien der Mennoniten sind führend in der Fleisch- und Milchproduktion. - Wir fahren stundenlang durch Palmenkamp und lockeren Busch. km-lange Zäune und Vieh, Mastvieh endlos in der Weite. Ab und an ein einsamer Gaucho, der die Zäune abreitet und nach dem Vieh schaut. Kontrolle ist wichtig. Die Landschaft wechselt. In einem Sumpfgebiet sehen wir bis zu schätzungsweise 1000 storchähnliche Vögel. Dann wieder Weiden endlos und Flaschenbäume, ”bootlebooms”. Ab und an ein stumpfer Erdkegel mit einem Windrad, daneben eine Grube. Tachamares, Wasserspeicher, vor einigen Jahren eingeführt. Das Regenwasser der umliegenden, mit niedrigen Dämmen geformten Sammelflächen wird in die Grube geleitet und in den Erdspeicher hoch gepumpt. Von dort läuft es in Plastikrohren zu den Weiden als Tränkwasser für das Vieh.

Wir kommen noch für die letzte halbe Stunde des Festes in der Schule an. Die indianischen Absolventen erhalten ihr Diplome. Yalve Sanga, eine Indianeransiedlung ca. 30 km von der Kolonie Fernheim entfernt. Die Indianer werden von ASCIM, der gemeinsamen Organisation von Mennoniten und Indianern für interethnische Zusammenarbeit, bei der Ansiedlung beraten und begleitet, Eduard Klassen ist der Geschäftsführer, offen für alle unsere Fragen in dieser für uns neuen Welt. Yalve Sanga umfasst 5.900 ha Land, 1.727 indianische Bewohner ; Häuser, Schule Einkaufs- und Produktionsgenossenschaft FIDA, Maschinenstation, Tankstelle, Krankenhaus, Zahnarzt, Schule, Berufsschule für Agrotechniker, Baumschule, Bäckerei, Transporte, Ernteverwertung. Kreditgenossenschaft. Fehlt noch etwas, dann wird es irgendwann in Angriff genommen. Auch hier umfassend, professionell, ständige Begleitung und Anleitung und das Zeugnis des Evangeliums. Viele Menschen aus den mennonitischen Kolonien arbeiten hier. In der landwirtschaftlichen Berufsschule erhalten die indianischen Schüler im ersten Jahr ein Stück Land, 0,3 ha, das sie bewirtschaften, im zweiten Jahr 0,5 ha, von dem Ertrag können sie einen Teil verkaufen.
Notiz: Indianer sind fleißige und geschickte Arbeiter. Nach ihrer Kultur hat ein Haus wenig Wert. Es sollte an einem Tag aufgestellt und abgebrochen werden können. Wenn jemand stirbt, wird das Haus versetzt, damit die Totengeister das Haus nicht mehr finden. An den neuen Backsteinhäusern wird deshalb einfach die Tür entfernt, wenn jemand stirbt, und an einen Baum gehängt, um die Totengeister in die Irre zu führen.

Fernheim, 1930 von russlanddeutschen Mennoniten gegründet, mit der Hauptstadt Filadelfia “Bruderliebe”. Das Denkmal zum 75jährigen Jubiläum begrüßt uns am Eingang der Stadt: In der Mitte, ein sich dem Ankommenden entgegen neigendes Kreuz und außen fünf verschieden hohe Säulen für fünf Völkerschaften. Breite rechtwinklig verlaufende doppelspurige Straßen, Erdpisten, in der Mitte ein Graben für das Regenwasser und eine Baumallee teilen die Stadt in gleichmäßige und großzügig angelegt Quartiere ein. Links die Zentralgenossenschaft zur Annahme der Feldfrüchte Erdnuss, Sesam, u.a. dann das Verwaltungsgebäude der Kolonie mit Sitz des Oberschulzen, der uns anderntags empfängt und den Aufbau der Kolonie erläutert. Der Supermercado mit angeschlossenem Baumarkt in dem von der Zwiebel bis zum Hometrainer alles zu erwerben ist. Anschließend das Jakob Unger Museum, rechts die Bank, das Hotel Florida, kleinere Läden, das Krankenhaus und das Altenheim. Hier spricht alles deutsch oder Plattdeutsch, um die Stadt herum Indianeransiedlungen, die anfangs in der Nähe der Stadt errichtet wurden. Das Publikum ist gemischt. Die Dörfer der Kolonie liegen weit entfernt. Es hat draußen im Chaco geregnet. Wir hörten es schon in Asunción, “Es hat geregnet im Chaco “, das heißt die Zisternen an jedem Haus werden nachgefüllt. Das Regenwasser von den großflächigen, zum Schutz vor der Sonne weit über die Außenmauern der Wohnhäuser hinausgezogenen Dächer ist lebensnotwendig. 90 cbm Zisternenraum hat eine moderne Familie. “Es hat geregnet im Chaco” das heißt: kein Staub in und über der Stadt, die Luft ist klar, die nächsten Tage bringen Gewitter. So bleibt uns der allgegenwärtige Staub in der Hitze des Chaco erspart und der Kamp ist grün.
Wir erfahren etwas über den genossenschaftlichen Aufbau der Kolonie, “Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ und die Verwaltung, die umfassende soziale Fürsorge für die Mitglieder, z. B. im Altenheim zahlen Mitglieder Kost und Wohnung, das übrige ist frei. “Das sind wir unseren Eltern und Großeltern schuldig, die hier angefangen und durchgehalten haben.“ Es gibt sie noch die Pioniere, die von Anfang an dabei waren und als erstes das Gemeindehaus und die Schule gebaut haben. Schule steht ganz oben im Programm, hat höchsten Stellenwert. Das Sportfest am Samstagabend in der großen vollbesetzten Turnhalle hat uns begeistert.
Der Gottesdienst in der großen Kirche am Sonntag ist voll besetzt. Im Anschluss daran geht man noch zum einen oder anderen Terere trinken, ein anregendes Aufgussgetränk, das in einem Becher reihum gereicht und mit einem Metallröhrchen getrunken wird.” Terere trinken” ist eine Kulthandlung, niemand vergisst seine Utensilien, wenn er zur Arbeit geht. Keine Pause und keine Runde ohne Terere.
An einem Nachmittag zeigt uns Bernhard Horsch (früher bei MEDA) ein neues Projekt mit Holzkohle. Weit draußen im Busch in der Indianersiedlung stellen die Indianer Holzkohle in kleinen Meilern her. Sie sind gerade dabei einen Meiler zu füllen. Rußgeschwärzt wuchten sie die meterlangen Holzstücke in dem Lehmofen . Ein anderer Ofen daneben, schon geschlossen, raucht mächtig. Die Holzkohle wird in Fernheim zubereitet und nach Deutschland exportiert. Die Adresse auf dem Sack heißt Ludwigshafen.

Menno, die erste Kolonie im Chaco, 1927 von kanadischen Mennoniten errichtet. Vieles wäre zu erzählen von dem Riesenschlachthaus in Loma Plata (45 Rinder In der Stunde) und von Neuland, wo wir von einem Lehrer, der zugleich beauftragt ist, Fremden die Kolonie zu zeigen, in die Geschichte und in die Gegenwart der Kolonie eingeführt werden. Neuland nach dem 2. Weltkrieg von Mennonitischen Flüchtlingen gegründet. Viele Familien ohne Väter, die in Russland bleiben mussten und dort gestorben sind. Alle Kolonien haben eine ähnliche genossenschaftliche Struktur.

Samstag 19.11. Friesland in Ostparaguay: Am Abend zuvor kamen wir an, die letzten 30 km Erdpiste waren nach einem Gewitterregen bis Friesland zu bewältigen. Zwei Stunden waren dazu nötig.
COVESAP - “Würdiges Leben für meinen Nachbarn“, eine Projekt der Kolonie Friesland erreicht 700 lateinparaguayische Familien mit Unterstützung in der Selbstverwaltung, der Wirtschaft und Produktion, der Vermarktung, dem Wegebau, der Erziehung und im Gesundheitswesen (siehe Bericht in der „Brücke“ Nr. 4/05 von Juli 05). Ein gut durchorganisiertes Unternehmen, um die Lateinparaguayer zu fördern, mit einem professionell arbeitenden Team unter Leitung von Theodor Regier und Alfred Fast. Diese Initiative findet Beachtung bis in Regierungskreise. Wir sehen eine Fraueninitiative, in der gemeinsam gekocht und gebacken wird, dazu Gartenprojekte. Alle Früchte der Erde sind darin zu finden, von Ananas über Zitrusfrüchte bis zu Äpfel und Birnen. Gemüse in reicher Auswahl. Ein Beispielbetrieb für landwirtschaftliche Produktion. Ackerbau wird hier neben der Viehzucht betrieben. Direktsaat um Austrocknung und Erosion zu vermeiden wird gelehrt, dazu die Verbesserung der Weiden mit Leguminosen zur Anreicherung der Böden mit Stickstoff und zur Eiweißversorgung der Rinder. Alle Projekte werden ständig von COVESAP begleitet. Am Sonntag lädt uns Alfred Fast, der Koordinator von COVESAP, auf seine 2.000 ha große Estancia ein. Es ist ein Viehbetrieb, neben Schlachtvieh wird Zuchtvieh verkauft. Er zeigt die Anreicherung der Weiden mit Leguminosen, auch Sträucher zur Eiweißversorgung sind angebaut, dazu ein Aufforstungsprogramm. Die Fahrt geht durch einen Rest-Urwald über die Wiesen und Felder. Problem ist der organisierte Viehdiebstahl weit draußen. Ärgerlich dazu der zerstörte Zaun. Eine Verfolgung ist aussichtslos, die Polizei spielt mit, ein zur Wehr setzen gefährlich. Abends wird das Vieh in die Nähe der Gebäude getrieben. Ein paraguaysches Nudelgericht, Giso, von den Arbeitern Alfreds zubereitet, essen wir im Schatten der Bäume. Sonntagnachmittag treffen wir uns mit dem COVESAP-Team zu einem Asado am Fluss. Asado, d.h. Grillfleisch satt, mindestens drei verschiedene Fleischsorten: Huhn, Rind, Schwein und davon noch verschiedene Stücke von jedem Tier. Man rechnet für ein Asado 1 kg Fleisch pro Person. Für uns Europäer haben sie 1/2 kg angesetzt. Dazu das übliche reich gedeckte Büffet. Die Mücken sind nach Sonnenuntergang weg. Der Mond geht auf über den Gesprächen. Er zieht von rechts nach links. Es ist eine schöne klare südliche Sternennacht. Der große Wagen ist nicht zu finden.

Dienstag, 22.11. Natürlich werden die Wasserfälle in Foz do Iguazu auf der Fahrt nach Brasilien nicht ausgelassen. Dann der Flug nach Curitiba und am nächsten Tag die emotionale Begegnung mit den Patenkindern dort. 6 Tagesstätten betreut AMAS, das soziale Hilfswerk der Mennoniten in Brasilien. Hermann und Angela Heinrichs, Geschäftsführer von AMAS und Verantwortliche für das Patenschaftsprogramm, nehmen sich Zeit für uns. Kinder von 0-6 und 0-14 Jahren werden ganzheitlich betreut, d.h. dass auch Elternarbeit geschieht und Kontakt zu den Familien in den Elendsvierteln besteht. Dort gibt es unterschiedliche Verhältnisse, zu Anfang entstehen Hüttensiedlungen, die nach einer gewissen Zeit von den staatlichen Stellen anerkannt werden. Dann entstehen Straßen und die Stromversorgung. Das ist der Knackpunkt für die Weiterentwicklung in den Siedlungen, die Menschen ersetzen die Hütten durch feste Häuser und wollen vorwärts kommen. Dazu besteht manchmal die Möglichkeit, man kann aber auch wieder schnell arm werden in Brasilien. In den Favelas gibt es Mord und Vergewaltigung, Gewalt, Drogenkonsum und Raub in unmittelbarer Nähe der Tagesstätte.
Auf der Fahrt zu den Tagesstätten im Land erschließt sich uns die schöne abwechslungsreiche Landschaft Brasiliens. Hier gibt es reichlich Regen und Ackerbau ist möglich, Sojabohnen so weit das Auge reicht, Mais, Getreide, Viehfarmen. Wir besuchen Ute Warkentin, geb. Funck auf der Farm mit 120 Kühen und 38.000 Masthähnchen. Thema des Gesprächs: die Schule in der Kolonie, soll sie weiterhin deutschsprachig bleiben oder wird Portugiesisch als Unterrichtssprache eingeführt?
Die Kolonie Witmarsum mit den üblichen Einrichtungen liegt in einem Talkessel, oben auf der Höhe die große Mennonitenkirche mit Gemeindehaus. In Witmarsum fanden zu Anfang Mennoniten, die 1932 über China aus Russland geflohen waren, ihre Heimat.

Samstag, 26.11. Wir haben bei den Partnern der IMO großes Engagement im Namen Jesu Christi gesehen, in der einen Hand die Bibel und in der anderen die Hand des Bruders, der Schwester, des Nachbarn und des Kindes, die Hilfe brauchen. Gott halte seine schützende Hand über allem. Herzlichen Dank allen, die uns geführt und begleitet haben.
Die Reise ist zu Ende. Stadtbesichtigung in Curitiba und der Heimflug lassen die Zeit verrinnen … In Frankfurt angekommen wird uns kalt.

 

rote Erde

Paraguay - Land der roten Erde

Schuhputzer

Erster Kontakt - ein Schuhputzer

Pettirossi

Pettirossi-Markt in Asunción

Chacarita

Chacarita - Zuhause der Straßenkinder

Villa Hayes

Kinder und Eltern in Villa Hayes

km 81

Lepra-Krankenhaus KM 81

Trans Chaco

Trans-Chaco-Route

Yalve Sanga

Schulfest in Yalve Sanga

Filadelfia

Laden in einem Indianerdorf

Flaschenbäume

Hauptstraße von Filadelfia

Indianerladen

Flaschenbäume in Fernheim

Kampland

Kampland im Chaco

Erdweg im Regen

Erdweg nach Friesland im Regen

Agrotechniker

Agrotechniker von Covesap

Frauen

Frauengruppe bei Covesap

Viehzucht

Viehzucht in Friesland

Begegnung

Begegnung mit dem Patenkind

Kontakt

Kontakt zum Patenkind

COVESAP

Gemeindeveranstaltung auf dem Kohlhof

aus: Gemeindebrief der Mennonitengemeinde Kohlhof, Juli/August 2005

 

Wir hatten auf dem Kohlhof Besuch aus Paraguay!

Theodor Regier und Erich Weiss aus der Kolonie Friesland im Osten Paraguays bseuchten im Frühjahr 2005 für ca. 3 Wochen Teile des mennonitischen Europas, und so eben auch den Kohlhof.

Ihr Hauptanliegen war, des Projekt "COVESAP" (Würdiges Leben für meinen Nachbarn") vorzustellen: Dieses Projekt wird in neun Dörfern (das sind 700 Familien mit ca. 3.200 Personen) in der Umgebung der Kolonie Friesland durchgeführt.

Hauptziel ist die Verbesserung des Lebensniveaus der Menschen, was auch dringend nötig ist, denn der Bezirk San Pedro ist einer der ärmsten Regionen in Paraguay.

Die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung zwischen den Kleinbauern in der Umgebung von Friesland und den Bauern dieser mennonitischen Gemeinschaft brachte Neid, Vorurteile, Viehdiebstahl und schuf somit Handlungsbedarf.

In sechs Arbeitsbereichen soll auf diese Verbesserung hingearbeitet werden:

1. Selbstverwaltung der Bauernzusammenschlüsse,
2. Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion,
3. bessere Vermarktung,
4. Instandhaltung und Ausbau der Wege und Brücken,
5. Erziehung (d.h. Frauenarbeit, Jugendarbeit, Landwirtschaftsschulen und Fortbildung für Kleinbauern), und
6. Gesundheitswesen (ärztliche Betreuung, Familienplanung, Schutzimpfungen, Krankheitsvorsorge).

Der Informationsabend war sehr interessant - für mich besonders, weil ich auf meiner IMO-Reise im Herbst 2003 das Projekt COVESAP und die Verantwortlichen kennen gelernt hatte. Mich beeindruckt das breit angelegte Konzept und der erste Satz der Covesap-Prinzipien:

Als ein von Gott geschaffenes Wesen hat jeder Mensch ein Recht auf ein würdiges Leben.

Wir wollen das Projekt durch eine Kollekte in diesem Monat unterstützen, und außerdem soll Geld aus dem Erlös der Aktivitäten rund um das diesjährige Maislabyrinth für Covesap bestimmt sein.

Angelika Bast

 



Theodor Regier berichtet und ...



die Gemeinde hört interessiert zu.



Unsere Gäste informierten sich in einem Großbetrieb ...



über landwirtschaftliche Produktion in Deutschland.


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